Desert Lion Project, Namibia
2017 - Zuwendung von USD 8'000

Es gibt Hoffnung: Das Floodplain Rudel bestand nur noch aus zwei erwachsenen Löwinnen (Xpl-69 und Xpl-55) und drei weiblichen Jungtieren von Xpl-55, den sogenannten 'Floodplain Cubs'. Die Mutter der Jungtiere verstarb im Oktober 2016. Glücklicherweise scheinen die Jungtiere aber Anschluss gefunden zu haben bei Xpl-69, die ihnen erlaubt, von der erlegten Beute zu fressen. Das Überleben der drei Jungtiere wird kritisch sein für das Überleben der Wüstenlöwen an sich.

Die SwissAfrican Foundation unterstützte das Desert Lion Project im 2017 mit USD 8'000, um die Überlebenschancen dieser Jungtiere zu erhöhen.

Speziellen Dank an die grosszügige Unterstützung von Katy und Pete Strickler aus Zürich, Mitgründer und Mitbesitzer der Desert Breeze Lodge in Swakopmund.

Was im 2016 geschah
Von den fünf Musketieren lebt nur noch eines.
Die Konflikte zwischen Menschen und Wüstenlöwen eskalierten leider im 2016, weil sich die Junglöwen immer wieder Dörfern und kleinen Siedlungen näherten und deren Kühe und Esel töteten. In Zusammenarbeit mit den Bewohnern wurde versucht, die Löwen mit Taschenlampen und Feuerwerk daran zu hindern, den Dörfern zu nahe zu kommen. Bei Tomakas wurde das Viehgehege mit LED Lichtern versehen, um herauszufinden, ob bunt blinkende Lichter die Löwen abhalten könnten.

Nachdem am 12 Juni 2016 bereits eines der Musketiere an einer Schusswunde starb, wurden am 10 Aug 2016 drei weitere der Junglöwen vergiftet vorgefunden, nachdem die Löwen einen Esel getötet hatten. Xpl-93 'Tullamore', der einzige Überlebende der fünf Brüder, welcher zur Zeit der Tragödie alleine unterwegs war, wurde ins Uniab Delta verfrachtet, um ihn möglichst weit weg von der Gefahrenzone zu bringen. Allerdings machte sich Tullamore nach acht Tagen wieder auf den Weg nach Hause, ins Okongwe/Tomakas Gebiet, ohne zu wissen, dass seine Brüder nicht mehr am Leben waren. Am Okongwe Wasserloch traf er auf die Löwinnen des Okongwe Rudels und es besteht Hoffnung, dass hier eine neue Familie entsteht.

Was im 2017 geschah
Am 14. April 2017 hörte der Satellitensender von 'Tullamore' mit der Übertragung der Positionsdaten auf. Auch dieser Löwe wurde wahrscheinlich vergiftet oder erschossen.

Die drei Junglöwinnen, die durch den Tod Ihrer Mutter (Xpl-55) im Alter von 11 Monaten Waisen wurden, haben überlebt. Sie kämpften sich durch den Dünengürtel und verbringen nun viel Zeit in der Nähe der Oasis Quelle an der Mündung des Hoanib Flusses. Im August 2017 entdeckten die drei Jungtiere die Robbenkolonie bei Möwe Bay und wurden mehrere Male dabei beobachtet, wie sie sich von toten Robben ernährten. Eines der Jungtiere kehrte allerdings wieder ins Hoanib Flusstal zurück und jagt nun zusammen mit Xpl-69. Spannend in diesem Zusammenhang auch, dass die Hoanib Löwen sich angewohnt haben, Giraffen zu jagen. Eine Tradition, die nun auch von den Jungtieren fortgesetzt wird.

Was im 2018 geschah
Was bis Ende März 2018 wie ein ungewöhnlich trockenes Jahr ausschaute, wurde plötzlich zu einem Jahr aussergewöhnlicher Niederschläge. Starke und ausgedehnte Regenfälle führten zu grossflächigen Überschwemmungen der saisonalen Flüsse. Sechs der wichtigsten Flusssysteme erreichten den Ozean: der Hoarusib, der Hoanib, der Uniab, der Koigab, der Huab und der Ugab. Solche ausgedehnten Regenfälle und Überschwemmungen wurden zuletzt 1995 beobachtet.

Im Gebiet der White Lady Lodge / Brandberg am Ugab River eskalierte der Konflikt zwischen Mensch und Löwe im 2018, weil in der White Lady Lodge Löwen angefüttert wurden. Die Löwen begannen darauf, Vieh zu töten. Darüber hinaus besuchten einige der Löwen gelegentlich die White Lady Lodge und die Felsmalereien der White Lady, was eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit darstellte. Die Löwen wurden an einen unbekannten Ort gebracht.

Die verwaisten Löwinnen, die heute 2.5 Jahre alt sind, haben sich an das Leben entlang der Küste an der Mündung des Hoanib River angepasst. Sie sind inzwischen sehr erfahren und fangen Vögel, hauptsächlich Kormorane und Flamingos, aber auch Robben. Mit Hilfe von Wärmebildern und Infrarot-Nachtsichtgeräten wurden ihre Bewegungen und ihr Jagdverhalten entlang der Küste beobachtet. Die Löwinnen scheinen sehr fixiert zu sein auf Kormorane und Flamingos - sie beobachten die Flugmuster der Vögel aufmerksam, folgen ihnen und versuchen, die Vögel dort einzufangen, wo sie landen und schlafen.

Was im 2019 geschah
Anfangs 2019 haben sich die verwaisten Löwinnen weiterhin an der Küste aufgehalten und sich hauptsächlich von Kormoranen und Robben ernährt. Da es aber vermehrt zu Begegnungen und Konflikten mit meist illegalen Fischern und Touristen gekommen ist, haben sich die Löwinnen ins Landesinnere zurückgezogen und meiden - vor allem tagsüber - die Küste.

Mit Hilfe von verschiedenen Spenden konnte eine ältere Hütte bei Mowe Bay renoviert und zu einer Forschungsstation umgebaut werden, von der aus das Treiben an der Küste bestens beobachtet werden kann.

Im Juli wurde erstmals eine Löwin aus der Obab/Uniab Region mit ihren beiden Jungen an der Küste gefunden, auf der Jagd nach Robben. Während den nächsten fünf Monaten wird sie immer wieder in der Bucht von Torra Bay gesichtet, wo sich jeweils Ende Jahr hunderte von Fischern aufhalten. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien wurden grosse Anstrengungen unternommen, um jegliche Interaktionen und/oder Konflikte zwischen den Fischern und den Löwen an der Küste zu verhindern. Es sollte jedoch nicht dazu kommen; im Dezember verschwand die Küstenlöwin mit ihren beiden Jungen, bevor man ihr ein Satelliten-Halsband anziehen konnte. Ihre bekannten Aufenthaltsorte wurden mehrfach erfolglos abgesucht. Es wird angenommen, dass die Löwin auf der Suche nach Nahrung für ihre Jungen ihr übliches Revier verlassen hat.

2019 war ein aussergewöhnlich trockenes Jahr. Aufgrund der Dürre und der spärlichen Verteilung der Beutetiere im Norden Namibias hatten die Löwen in der zweiten Jahreshälfte Mühe, in ihren Revieren ausreichend Nahrung zu finden. Es wurde beispielsweise ein aussergewöhnlich grosses Rudel von neun Löwen beobachtet, das auf der Suche nach Beute ungewöhnlich grosse Strecken zwischen Huab und dem Ugab zurücklegte. Angeführt von zwei erfahrenen Löwinnen haben sie es glücklicherweise stets vermieden, Vieh zu erlegen und den Menschen zu nahe zu kommen.

Unser Partner
Dr. Philip Stander - Desert Lion Conservation
23 Jahre lang arbeitete Philip „Flip“ Stander für das Ministerium für Umwelt und Tourismus in Namibia ohne eine spezifische Ausbildung abgeschlossen zu haben. Schnell fiel er durch seine Begabung auf, einmal gesehene Abläufe wissenschaftlicher Untersuchungen zu verinnerlichen und richtig anzuwenden. Dies brachte ihn zu einem Stipendium für ein Biologiestudium an der Cambridge Universität, wo er promovierte und für seine Doktorarbeit über das Jagdverhalten von Löwen und Leoparden den T.H. Huxley-Preis der London Zoological Society erhielt.
Dr. Flip kehrte nach Namibia und zu seinem alten Arbeitgeber zurück, wo er als Koordinator und leitender Angestellter in Angelegenheiten der Raubtiere eingesetzt wurde. 1998 gründete er seine private Organisation „Desert Lion Conservation“ und wurde ein Jahr später, 1999, zum namibischen Naturschützer des Jahres gekürt. Desert Lion Conservation widmet sich dem Schutz und der Erforschung der Wüstenlöwen in der Kunene-Region im Nordwesten Namibias und wird ausschliesslich von Spenden getragen.

Seit über 20 Jahren lebt Dr. Flip mehrheitlich in seinem Land Cruiser in den abgelegensten Regionen des Landes, zusammen mit den Löwen, die er mit bedingungsloser Hingabe studiert, erforscht, begleitet und zu schützen versucht. Seine Forschung und Methodik, insbesondere die Vermittlungsarbeit zwischen Mensch und Löwe, brachten ihm immer wieder beachtliche Erfolge ein.
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